Manchmal passiert Streit im Team völlig unvermittelt. Eben noch wurde sachlich diskutiert im Meeting. Und plötzlich wird es laut und hitzig.
Dann wieder ist es vorhersehbar. Weil Kollege x sich zuverlässig und immer aufregt, wenn Kollegin y ihre bohrenden Nachfragen stellt.
Es gibt mal wieder Streit im Team 😏.
Diskussionen schäumen über. Von „jetzt bleiben wir mal sachlich“ kann keine Rede mehr sein.
Es ist viel Musik im Raum, nur leider nicht die, die Du als Führungskraft im Radio lauter stellen würdest.
Falls Dir diese aufgeladenen Situationen unangenehm sind und Du Dich am liebsten weit weg wünschst, dann geht es Dir wie vielen Führungskräften.
Doch, wenn wir ehrlich sind … gehören sie zum Teamalltag dazu.
Und egal, wie sehr sich alle anstrengen, möglichst rational zu bleiben, wird es immer mal wieder hoch hergehen miteinander.
Was kannst Du als Führungskraft bei akutem Streit im Team tun, um die Lage zu beruhigen?
Bei Streit im Team: das Pingpong einfach mal stoppen!
Streit im Team nährt sich von Missverständnissen. Es wird viel aufeinander eingeredet, nur leider wenig verstanden voneinander. Je länger sich die Diskussion im Kreis dreht, desto ausgeprägter das Unverständnis.
Es wirkt dann fast so, als ob sich alle dick einmummeln mit dick wattierten Ohrschützern. Was dem Gegenüber wichtig ist? Wofür es so hart kämpft?
Das dringt nicht mehr durch. Stattdessen verstärkt sich der Eindruck: Der / Die da ist gegen mich! Will mir nichts Gutes.
Sorge dafür, dass die Ohrschützer abgenommen werden. Dass sich gegenseitig zugehört wird.
Probiere dafür doch mal die „Basketball“-Methode.
Sie eignet sich sehr gut, wenn es in einer hitzigen Diskussion schon ein paar Mal hin und her ging. Nur leider ohne Erkenntnisse – stattdessen machen die Beteiligten immer dichter.
Beim Pingpong fliegen die Meinungen immer nur hin und her – die Positionen verändern sich nicht.
Beim Basketball wird der Ball zwischendurch gedribbelt und die Spieler bewegen sich gemeinsam durch den Raum – sie verändern ihre Positionen.
Das kannst Du jetzt ganz konkret tun, um für mehr gegenseitiges Verständnis zu sorgen:
- Unterbrich den aussichtslosen Streit im Team mit „Gerade gibt es hier nur ergebnisloses Pingpong. Ich möchte das jetzt mal kurz stoppen und eine Runde „Dribbeln wie beim Basketball“ einlegen. Statt immer nur hin und her zu reden – legt ihr einen Ball-Touchdown ein und klärt, was ihr voneinander verstanden habt, bevor ihr weiterredet.
- Dann erklärst Du das Prozedere (im folgenden Beispiel gibt es 2 Beteiligte mit den wahnsinnig kreativen Namen A und B)
- Erkläre kurz: Es geht darum, dass ihr versteht, worum es dem anderen eigentlich geht.
- Dafür gibst Du, A, jetzt bitte mal in 3-4 Sätzen wieder, was Du von B verstanden hast – worum geht es B in dieser Diskussion? Bitte halte ironische Kommentare und Deine eigene Meinung an dieser Stelle zurück, konzentriere Dich einfach auf das Wesentliche.
- Danach äußerst Du Dich, B, bitte kurz dazu wie Du Dich wiedergefunden hast in der Wiedergabe. Falls nötig, bitte korrigieren.
- Dann bist Du dran, lieber B, und gibst wieder, was Du von A verstanden hast.
- Danach, Du ahnst es schon lieber A, sagst Du kurz, wie Du Dich wiedergefunden hast in der Wiedergabe und korrigierst bei Bedarf
- Wichtig an dieser Stelle: es geht um „Zuhören, um zu verstehen“ – und nicht um „Zuhören, um zu antworten“. Aufflammende Diskussionen an dieser Stelle bitte unterbinden.
- Danach bitte jeden darum, Gedanken zu folgender Frage zu teilen: „Welche Erkenntnis nimmst Du aus dieser ‚Basketball-Runde‘ mit?“
- Wenn Du es als hilfreich erachtest, kannst Du an dieser Stelle auch noch teilen, was Du verstanden hast, worum es A und B im Wesentlichen geht. Vermeide dabei jede Wertung, gib es so neutral wie möglich wieder.
- Falls noch mehr Team-Mitglieder im Raum sind, kannst Du diese einbeziehen mit der Frage „Was habt ihr verstanden, worum es A und B im Wesentlichen geht?“
- Falls es mehr Diskussions-Beteiligte gibt als zwei, kannst Du auch eine Zuhör-Kette bilden. A erzählt, B gibt wieder, B erzählt, C gibt wieder, C erzählt, D gibt wieder, D erzählt…. Der Letzte, der wiedergibt, ist dann immer A – sodass sich die Kette schließt.
Diese Methode nutze ich als Moderatorin grundsätzlich, wenn es in Meetings plötzlich hoch hergeht. Der Vorteil: sie braucht keine Vorbereitung, und lässt sich ad-hoc einsetzen. Sie sorgt auf elegante Weise dafür, dass sich Diskussionen beruhigen und auf konstruktive Weise verlangsamen.
Dieses Vorgehen wird nicht jeden Konflikt grundlegend klären, aber es besteht die Chance auf ein besseres Verständnis füreinander. Und je eher und regelmäßiger Du die Methode bei Streitigkeiten einsetzt, desto weniger eskalierende Konflikte wirst Du im Team erleben.
Langsam wieder Fahrt aufnehmen
Wenn es gut läuft, gibt es durch das gegenseitige Zuhören ein paar neue Einsichten. Es wird ein Stückchen näher aneinander gerückt. Damit gibt es gute Aussichten darauf, dass sich der Streit im Team beruhigt hat, und ihr euch auf die Suche nach konstruktiven Lösungen begeben könnt.
Sammele an dieser Stelle am besten ein paar Ideen mit der Frage „Nachdem ihr jetzt gehört habt, worum es hier im Wesentlichen geht … welche kleinen Lösungen fallen euch ein?“
Idealerweise gelingt es euch jetzt gemeinsam, die Ideen erst mal nur zu sammeln, ohne sie zu bewerten.
Liegen alle Ideen auf dem Tisch (oder hängen an der Metaplanwand, stehen im Chat, prangen als ditale Post-its am digitalen Whiteboard…) könnt ihr jetzt abstimmen (oder Du bestimmst – je nachdem wie viel Partizipation bei euch en vogue ist), welche Lösung(en) ihr mal ausprobieren wollt.
Mach einfach mal! Traue Dich, den Streit im Team zu beruhigen!
Hast Du Sorge, dass Du mit der Methode etwas falsch machen kannst, den Streit im Team verschlimmern kannst? Dann möchte ich Dir Mut zusprechen. Bei Streit im Team ist es wie mit Pilzen. Sie wachsen nur im Dunkeln. Geht das Licht an, ist es vorbei mit dem Wachstum. Und nichts anderes machst Du hier: Du sorgst dafür, dass sich etwas lichtet. Das klarer wird, was hinter dem steckt, was gesagt wird. Im schlechtesten Fall ändert sich dadurch nichts. Im besten Fall könnt ihr zusammen erleben, wie in etwas, das festgefahren war, wieder neue Bewegung kommt und sich Erleichterung breit macht.
Streit zu beruhigen ist zudem wie ein Muskel – je öfter Du ihn trainierst, desto leichter wird Dir die Übung fallen.
Ich bin sehr gespannt, welche Erfahrungen Du mit dieser, meiner Lieblingsmethode machst.
Schreib 📧mir per Mail, was Du von der „Basketball“ Methode hältst.
…und wenn Du noch mehr gute Stimmung in’s Team bringen möchtest, empfehle ich Dir diese Blogartikel: 5 einfach wirksame Wege für mehr Wertschätzung und Feedback, das gut tut und nicht weh.
Lass‘ uns zusammen verändern!
Ich bin übrigens Gesine, unverbesserliche Optimistin, die fest daran glaubt, dass Menschen bereit sind, sich zu verändern und eng zusammenzuarbeiten… wenn man sie auf dem richtigen Fuß erwischt.
Gerne unterstütze ich Dich als Moderatorin, Trainerin oder Coach.
Schick mir 📧einfach ne Mail, wenn wir uns mal kennenlernen sollten.