Mit Feedback im Team ist es wie mit Zähneputzen. Macht nicht viel Spaß, aber für gesunde Zähne ist es eine ziemlich gute Idee.
Damit die Zähne gesund bleiben, hilft:
- regelmäßig zu putzen
- mit gutem Material zu putzen
- dann und wann zum Zahnarzt zu gehen
Was braucht Dein Team also in punkto Feedback, um gut und gerne zusammenarbeiten zu können? Im Folgenden habe ich Dir drei hilfreiche Hebel mitgebracht.
Feedback im Team lieber regelmäßig und nicht nur wenn’s weh tut
Zähneputzen nur alle paar Wochen mal wäre keine gute Idee. Egal, wie gut Du dann putzt, die täglichen Belastungen haben dann schon ihre Spuren hinterlassen. Mit Feedback im Team ist es genauso. Das tägliche Miteinander ist reich an kleinen Herausforderungen und Missverständnissen, die für sich genommen alle nicht dramatisch sind.
Der Kollege, der die gemeinsame Datei auf dem lokalen Rechner speichert und nicht auf dem Sharepoint. Die Kolleg:in, die schon wieder 5 Minuten zu spät zum Meeting kommt.
Richtig anstrengend werden diese kleinen Nervereien erst, wenn sie sich eine Zeit lang anhäufen, wie Karius und Baktus auf den Zähnen. Wochenlang sagt keine:r was, und dann plötzlich im Meeting schreit jemand los „Nie im Leben schaffen wir die Projekt Deadline, wir schaffen ja nicht mal, pünktlich ins Meeting zu starten.!!!
Und dann schauen sich alle betreten an und fragen sich „Was war das denn???“.
Was das war? Na, einfach die Summe der heruntergeschluckten „Das nervt, aber ich sage lieber nichts“. Die taten inzwischen so weh, dass sie einfach mal hinausmussten.
Wie es besser geht? Feedback im Team benötigt einen regelmäßigen Ort auf der Agenda. Zum Beispiel jede Woche 15 Minuten im Weekly oder Team Jour fixe. Am besten ganz einfach und ohne viel Tam Tam mit zwei Fragen:
- Worüber habe ich mich diese Woche in unserer Zusammenarbeit gefreut?
- Was fand ich diese Woche in unserer Zusammenarbeit herausfordernd?
Als Führungskraft kannst Du mit gutem Beispiel vorangehen und starten. Sei bei Deinen Punkten so konkret wie möglich.
Gerade bei den Herausforderungen. Formuliere möglichst nicht als pauschalen Vorwurf „Nie kommst Du pünktlich zum Meeting, das nervt kolossal“. Sondern lieber als persönlich eingefärbte Beobachtung. „Mir fällt auf, dass Du regelmäßig 5 Minuten zu spät zum Meeting kommst. Ich werde dann sehr unruhig, weil wir viel auf der Agenda haben und uns die Zeit nach hinten dann fehlt“.
Das wird wahrscheinlich erst mal ungewohnt und die Furcht groß sein, Gefühle zu verletzen. Wenn Du dabei aber die Haltung pflegst „Wir sprechen über das, was uns hier wachsen lässt und nicht schrumpfen“, dann ist die Chance sehr groß, dass es Dein Gegenüber gut aufnehmen kann.
Probiert es einfach mal 4 Wochen lang im Team aus und reflektiert, was sich dadurch für euch verändert. Im besten Fall freut ihr euch über strahlendere Zähne, genauer gesagt entspannteres Miteinander.
Tipps, wie Du Konflikten auch schon vorbeugen kannst, findest Du übrigens in diesem Blogartikel.
Feedback mit Methode statt lang um den heißen Brei herum zu reden
Stell Dir vor, Du hast zum Zähneputzen nichts weiter als Deine bloßen Finger. Keine Zahnbürste, keine Zahnpasta, vielleicht noch nicht mal Wasser.
Das wird ganz schön anstrengend und das Ergebnis hat vermutlich viel Luft nach oben.
Mit Feedback handhaben wir es leider viel zu oft genauso. Ohne jedes Material reden wir drauflos und wundern uns dann, dass es nicht gut wird, die Stimmung kippt und die Beziehung leidet. Was beim Zähneputzen das Material sind beim Feedback im Team die Methoden.
Hier beschreibe ich Dir kurz meine zwei liebsten, da sie sehr wirksam sind.
(1) Feedback im Team in 2 Sätzen
Prima für das schnelle Feedback, zwischendurch oder auf der wöchentlichen Agenda wie oben empfohlen. Verknüpfbar mit so ziemlich jedem Anlass. Feedback zur Projektpräsentation. Feedback am Ende eines Meetings. Feedback am Ende eines Arbeitstages. Feedback zur Zusammenarbeit im Projekt. Lass zum jeweiligen Thema einfach zwei Satzanfänge vervollständigen, entweder mündlich, oder wenn die Zeit knapp ist im Chat (im Online-Meeting):
Ich mochte …
Ich wünschte …
Die beiden Sätze erleichtern es, konkret zu werden und Feedback ausgewogen zu geben, sowohl zum Positiven als noch zu Entwickelndem. Der Anfang „Ich wünschte …“ erleichtert es zudem, wertschätzend statt angreifend zu formulieren.
(2) Aktives Zuhören
Jetzt runzelst Du vielleicht mit der Stirn. Aktives Zuhören – diese Mottenkiste Methode aus dem klassischen Kommunikationsseminar soll etwas bringen? Meine Antwort: Ja, diese Methode ist sehr alt. Und ja, gekonnt und regelmäßig angewandt, kann sie immens viel bewirken.
Wir reden viel miteinander im Team, aber das mit dem Zuhören klappt eher selten. Oft überwiegt die Kategorie „Zuhören, um zu antworten“. Dem anderen also nur zuzuhören, um einen guten Aufhänger mitzubekommen, um den eigenen Senf wieder beimischen zu können.
Beim aktiven Zuhören geht es hingegen ums „Zuhören, um zu verstehen“. Das ist bei Feedback im Team so wertvoll, denn es kostet doch besonders viel Energie, die Handlungen der anderen einfach nicht zu verstehen. Und als Folge davon, viel hineinzuinterpretieren. „Die kommt immer zu spät, offenbar ist es ihr vollkommen egal, dass wir dann nutzlos herumsitzen und warten“.
Und so geht’s:
- Du nutzt ein Zusammensein des Teams, z.B. das Weekly oder Jour fixe, um eine spannungsgeladene Situation zu klären
- Eine:r fängt an (No 1), die eigene Perspektive auf die Situation 2 Minuten lang zu beschreiben (Bewusstes Timeboxing ist hier sehr hilfreich)
- Der Nebenmann / die Nebenfrau (No 2) hört aufmerksam zu und hat als nächstes 1 Minute lange Zeit, um wiederzugeben, was er/sie verstanden hat vom Sprechenden, möglichst ohne eigene Wertungen oder Ergänzungen
- (No1) gibt nun kurz wieder, wie er/sie sich verstanden gefühlt hat und ob es etwas zu ergänzen oder korrigieren gibt
- Nun ist (No 2) dran mit dem Teilen der eigenen Perspektive auf die Situation und der/die nächste im Team (No 3) hört aktiv zu, gibt dann das Verstandene wieder und (No 2) teilt, wie er/sie sich verstanden gefühlt hat
- Das geht nun so lange im Kreis weiter, bis (No 1) als letztes aktiv zuhört
- Am Ende der Runde könnt ihr dann noch gemeinsam reflektieren
- Welche Erkenntnisse hat diese Runde gebracht?
- Wie können wir unsere Zusammenarbeit mithilfe dieser Erkenntnisse weiterentwickeln?
In der Change Kommunikation lauern so manche Fettnäpfchen. Lies hier nach, wie Du die 3 typischen Kommunikations-Fehler vermeiden kannst.
Noch mehr Hands-on Methoden für gute Zusammenarbeit im Team findest Du übrigens in unserem Praxisbuch „Mit hybriden Teams mehr erreichen“.
Lass‘ auch mal jemanden draufgucken, der sich auskennt
Auch wenn Du noch so diszipliniert die Zähne putzt. Ab und zu mal jemanden drauf gucken zu lassen zur Prophylaxe, darauf würdest Du trotzdem nicht verzichten wollen.
Ähnlich wie Deine Zähne kann auch die Zusammenarbeit im Team an den unterschiedlichsten Ursachen kranken. Menschen sind unterschiedlich. Gegenseitige Erwartungen können zu hoch oder inkompatibel sein. Rollen und Verantwortungen verändern sich immer schneller. Meetings von früh bis spät lassen nur noch wenig Raum für die wichtigste „Zahnpasta“ überhaupt: gegenseitiges Vertrauen und Freude an der Zusammenarbeit.
Der Gang zum Zahnarzt ist für ein Team ein bis zweimal im Jahr die professionell moderierte Team-Retro:
- Was ist uns in letzter Zeit richtig gut gelungen?
- Was gibt es zu feiern?
- Wo ist noch Luft nach oben?
- Was blieb in letzter Zeit zu oft ungesagt?
- Wofür machen wir das Ganze noch mal?
- Was ist in den nächsten 6 Monaten wichtig?
So ein moderierter Austausch bringt jede Menge klärende Erkenntnisse und erneuerten Fokus.
Am Ende ist es dann idealerweise so wie nach der Prophylaxe beim Zahnarzt. Es blitzt und blinkt und fühlt sich einfach nur wieder gut an.
Wirksames Teamwork
wünscht Dir Gesine
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